DER AUFBRUCH
12. September 1962. Präsident John F. Kennedy schwört in einer spektakulären Rede seine Nation ein. Er will die Führungsrolle im Weltraum übernehmen und Menschen zum Mond fliegen lassen. "Nicht weil es einfach ist, sondern weil es schwer ist!"
Die erste Mondlandung wird er jedoch nicht erleben, am 22. November 1963 wird er Opfer eines Attentates.
APOLLO 11Die Welt reist zum Mond
Erleben Sie mit uns die unglaubliche Apollo-11-Mission noch einmal. Oder zum ersten Mal! Und wir würden uns freuen, wenn Sie uns am Ende ein Feedback geben.
Der Hinflug
DIE WELT HAT EINEN LIFTOFF
Nicht nur Tausende Journalisten aus 54 Staaten sind gekommen, sondern auch rund eine Million Schaulustige harren in der Nähe des Startgeländes aus, um das Spektakel live zu erleben. 600 Millionen Menschen verfolgen das Ereignis im Fernsehen. Es ist das erste Public Viewing und bis heute eines der größten TV-Ereignisse überhaupt.
SCHNELLER, STÄRKER, SATURN 5
Der durch den Start entstehende Druck ist so groß, dass noch zehn Kilometer entfernt Fensterscheiben zerbrechen. Die Erschütterungen des Bodens werden noch in 2.000 km Entfernung registriert. Die Lautstärke beträgt über 200 Dezibel; damit zählt der Start zu den lautesten von Menschen gemachten Geräuschen.
DIE COOLSTE CREW DER WELT
DIE COOLSTE CREW DER WELT
Edwin Eugene - genannt Buzz - Aldrin, 39 Jahre alt, Pilot der Mondlandefähre Eagle und Doktor der Weltraumtechnik. Anders als Armstrong ist er sehr kommunikativ. Er sucht geradezu das Bad in der Menge und hat einen Ruf als "Draufgänger". Tragisch: Seine Mutter nahm sich kurz vor der Mondlandung das Leben, ihr Mädchenname war Marion Moon.
Michael Collins, 38 Jahre alt und Pilot des Kommandomoduls Columbia. Er ist sehr umgänglich und gelassen. Weil er während der Mondlandung im Mutterschiff ausharren muss, wird er als der vergessene Astronaut der ersten Mondmission bezeichnet. Glücklicherweise ist er uneitel und selbstlos.
DIE KOMMANDOKAPSEL
Die Steuerung befindet sich auf der linken Seite, dem Platz des Kommandanten Neil Armstrong. In der Mitte sitzt der Pilot des Kommadomoduls Columbia, Michael Collins und rechts Buzz Aldrin, Pilot der Mondlandefähre Eagle.
SCHNELLER ALS EINE GEWEHRKUGEL
Dann folgt die Zündung der zweiten Stufe. Der Treibstoff reicht für ca. sechs Minuten und bringt die Rakete auf 200 km Höhe. Ihre Geschwindigkeit beträgt nun ca. 24.000 km/h.
Die Rettungsrakete an der Spitze der Saturn 5 wird jetzt nicht mehr benötigt und abgesprengt. Wäre beim Start eine Notfallsituation eingetreten, hätte die Rettungsrakete die Kapsel aus dem Gefahrenbereich befördert.
GESCHWINDIGKEIT: 40.000 KM/H
Diese enorme Fluchtgeschwindigkeit ist nötig, um der Erdanziehung zu entkommen. Die Drei verlassen die Erdumlaufbahn und begeben sich auf Mondkurs.
EAGLE WIRD AUS DER "GARAGE" GEZOGEN
Mit der Spitze voraus dockt die Kommadokapsel jetzt an die Mondfähre Eagle an und zieht sie heraus.
BALLETT IM WELTRAUM
Buzz Aldrin: "Das war ein kritisches Manöver im Flugplan. Wären die Trennung und das Andockmanöver schiefgegangen, hätten wir zur Erde zurückkehren müssen. Wir behielten während der ganzen Operation unsere Raumanzüge an, um im Falle einer Kollision oder Beschädigung unserer Kapsel geschützt zu sein."
NAVIGATIONSHILFE AUS WETZLAR
Das spezielle Fernglas hatte die NASA bei dem hessischen Unternehmen Leitz in Wetzlar bestellt. Damit können die Astronauten Teile, die mit hohen Geschwindigkeiten ankommen oder wegfliegen aus großen Entfernungen sehen. Das Fernglas trägt heute noch den Spitznamen "Eye of Apollo".
LIVE AUS DER KAPSEL
Sie essen, schlafen, hören mit einem Kassettenrekorder Musik. Und sie sind live im Fernsehen zu sehen und demonstrieren beispielsweise, wie man in der Schwerelosigkeit isst. Sie sind gut gelaunt und genießen die Aufmerksamkeit vor dem großen Ereignis.
Die NASA hat für diese Mission eine Überlebenschance von 93% berechnet. Für den Mondflug bekommen die Astronauten ihr normales Gehalt von rund 20.000 Dollar im Jahr, das wären heute ca. 150.000 Euro. Eine Mond- oder Gefahrenzulage gibt es nicht.
A "ZAR" IS BORN
Edwin Eugene Aldrin hat sich seinen Spitznamen "Buzz" sogar als offiziellen Namen eintragen lassen. Der stammt von seiner kleinen Schwester: Sie konnte das Wort "brother" nicht richtig aussprechen und sagte "buzzer" zu ihm. Daraus wurde Buzz.
Bei der NASA hat Aldrin allerdings den Spitznamen "Dr. Rendezvous", weil er immerzu und wie besessen von Rendezvous spricht, allerdings bezieht er sich auf Weltraumrendezvous. Auch seine Doktorarbeit hat er seinem Lieblingsthema gewidmet: der Kopplung von zwei Raumfahrzeugen im All.
Die Mondlandung
VOM MOND ANGEZOGEN
Auf der Rückseite des Mondes zünden die Astronauten die Bremsraketen, sie wollen die Columbia verlangsamen. Sie schwärmen, dass "alles voller Sterne" ist.
"TAKE IT EASY..."
Michael Collins beruhigender Abschiedsgruß an die beiden lautet: "You cats take it easy on the surface", was er damit sagen möchte: "Jungs, geht es da unten locker an."
"DER ADLER HAT FLÜGEL!"
Sie geben Schub gegen die Flugrichtung um die Fähre abzubremsen und in eine niedrigere Umlaufbahn zu gelangen. Der Mond ist jetzt zum Greifen nah.
DER EINSAMSTE MENSCH DES UNIVERSUMS
Zu diesem Zeitpunkt wird er als der wahrscheinlich einsamste Mensch des Universums bezeichnet, weil er jedesmal auf der erdabgewandten Seite des Mondes im Funkloch und ohne jeglichen Kontakt zur Erde ist. Später wird er erzählen, dass er sich nicht einsam gefühlt hat und diesen Zustand sogar eher genossen hat!
ALARM VOR DER LANDUNG
Doch vorerst soll dies ihr geringstes Problem sein. Vor dem Aufsetzen zünden sie das Bremstriebwerk. Je näher sie dem Mondboden kommen, desto gefährlicher sieht er aus: Felsblöcke, Krater, Geröllfelder ... es ist kein Landeplatz in Sicht. Plötzlich schlägt der Navigationscomputer Alarm. Er meldet die Programmfehler 1201 und 1202.
Houston gibt durch, die Fehlermeldungen zu ignorieren. Aldrins Aufmerksamkeit wird von den Alarmmeldungen und den Gesprächen mit Houston komplett in Anspruch genommen. Später stellt sich heraus, dass der Auslöser eine Überlastung des Bordcomputers war.
ABBRECHEN ODER LANDEN?
Unter enormen Druck, muss er sich für einen geeigneten Landeplatz auf dieser scharfkantigen Oberfläche entscheiden. Die fragilen, spinnenartigen Landebeine der Eagle dürfen nicht zerstört werden.
Zwei Minuten vor der Landung trifft er eine Entscheidung und folgt einer alten Piloten-Maxime: "Wenn du dir nicht sicher bist, mache eine lange Landung." Das bedeutet über den geplanten Landepunkt hinaus zu fliegen und möglichst lange in der Luft zu bleiben. Laut Anzeige hat er nur noch 2% Treibstoff, der reicht für ca. 50 Sekunden.
"THE EAGLE HAS LANDED"
"LUNAR CONTACT" leuchtet im Cockpit auf. Der Landeplatz ist TRANQUILITY BASE - das Meer der Ruhe - auf der erdzugewandten Seite des Mondes. Der Treibstoff hätte laut Anzeige nur noch für ca. 20 Sekunden gereicht.
DAS TEUERSTE KLEIDUNGSSTÜCK DER WELT
Doch schnell mal auf den Mond treten, das geht nicht. Alleine das Anziehen der Raumanzüge zieht sich über Stunden hin. Die Anzüge gelten als die teuersten Kleidungsstücke der Welt. Sie bestehen aus 21 verschiedenen Schichten, aus Gummi, Neopren und Kunststofffasern - alles in akribischer Handarbeit zusammengenäht.
Das alles hat seinen Preis: Ein Anzug hat 100.000 US-Dollar gekostet, das wären heute ungefähr 750.000 Euro.
DER "ZAR" STEIGT AUS
Die Mondoberfläche sieht sehr feinkörnig und pudrig aus. Kann er es wagen, seinen Fuß auf den Mond aufzusetzen? Ein paar Mal testet er mit der Schuhspitze die Beschaffenheit des Bodens. Dann macht er seinen epochalen "kleinen Schritt".
EIN ABDRUCK FÜR DIE EWIGKEIT
Armstrong wiegt mitsamt Raumanzug und Rucksack 180 Kilo. Weil die Anziehungskraft des Mondes sechsmal geringer ist als die der Erde, hat er aber nur ein Gewicht von ungefähr 30 Kilogramm zu tragen.
Später wird er erzählen: "Nach der Landung fühlten wir uns in der Mondschwerkraft sehr wohl. Tatsächlich zogen wir sie sowohl der irdischen Schwerkraft als auch der völligen Schwerelosigkeit vor."
"MAJESTÄTISCHE EINÖDE"
In den nächsten zwei Stunden inspizieren Armstrong und Aldrin die Mondfähre, stellen wissenschaftliche Geräte auf und sammeln Proben vom Mond.
Sie enthüllen eine Edelstahlplakette, die sich an der Leiter der Mondfähre befindet. Auf ihr ist eine Botschaft eingraviert, die den zivilen und friedlichen Charakter der Apollo-Mission betont: "WE CAME IN PEACE FOR ALL MANKIND".
GRÜSSE AUS DEM WEIßEN HAUS
Für Nixon ist es das bedeutsamste Telefonat, das jemals vom Oval Office aus geführt wurde. Er betont, wie stolz alle auf die Astronauten sind und dass sie den Himmel zu einem Teil der menschlichen Welt gemacht haben.
Allerdings vergisst der Präsident Michael Collins zu erwähnen, der in der Columbia auf seine beiden Kollegen wartet.
BOTSCHAFTEN ANS UNIVERSUM
ERSTE MONDINSPEKTION
Eines der Messinstrumente an Bord ist ein Laserreflektor aus High-Tech-Quarzglas, erfunden von dem Heraeus-Konzern in Hanau. Das Gerät steht heute immer noch dort und ermöglicht die Messung der exakten Entfernung zwischen Erde und Mond: Sie liegt bei durchschnittlich 384.000 Kilometern.
"ADIOS AMIGO"
Außerdem haben die Beiden verstopfte Nasen, wie bei Heuschnupfen, sagen sie. Glücklicherweise haben sie eine eigens für die Mondmission entwickelte Arznei aus Hessen dabei: Nasentropfen der Firma Merck gehören nach einer Schnupfenepidemie in der Apollo-7-Kapsel zur Bordapotheke der Apollo 11.
BERAUSCHT VOM MOND
In der Eagle gibt es noch eine Menge zu tun: Die Proben müssten verstaut werden und eine lange Liste anderer wichtiger Dinge muss abgearbeitet werden, bevor die geplante Ruhepause eingelegt werden kann.
Ihre erste Mahlzeit nach dem Mondspaziergang: Schinkensandwiches und getrocknete Obstscheiben.
"WIE KINDER IM SÜSSWARENLADEN"
Immerhin schafft es Aldrin knapp zwei Stunden unruhig zu schlafen - Armstrong findet keinen Schlaf. Auf der Erde berichtet er später: "Wir hatten das gleiche Problem wie Kinder im Süßwarenladen. Es war viel zu wenig Zeit, um all das zu tun, was wir noch gerne gemacht hätten."
Nach einem kurzen Frühstück bereiten sich die Beiden auf den Start und das Zusammentreffen mit Michael Collins in der Columbia vor.
Der Rückflug
DIE WELT WARTET
Die Mondlandung hat Michael Collins verpasst: "Ich bin der einzige Amerikaner, der nichts von der Mondlandung gesehen hat, weil es keinen Fernseher in der Columbia gibt", witzelt er.
Zu dritt treten sie die Heimreise an. Sie haben sich viel zu erzählen.
COLLINS HAT NICHTS GESEHEN
Neil Armstrongs Lieblingsmusik
"Lunar Rhapsody" aus dem Album "Music out of the Moon"
HOUSTON, WIR SCHLAFEN
Umso näher sie der Erde kommen, umso schneller werden sie. Die Columbia wird zunehmend stärker von der Erde angezogen und beschleunigt.
ZU HEISS ZUM REDEN
Der Wiedereintritt in die Erdatmosphäre löst einen sogenannten Blackout aus - eine ca. dreiminütige Funkstille: Die Reibungswärme erzeugt einen Strahl aus heißer, ionisierter Luft um die Kapsel, der Funkverkehr ist abgebrochen.
DIE WELT HAT EINEN SPLASHDOWN
SUPERHELDEN IN QUARANTÄNE
Präsident Nixon lässt es sich nicht nehmen, die Astronauten direkt nach ihrer Landung noch an Bord des Schiffes USS Hornet zu begrüßen. Dort sind sie vorerst in einer mobilen Isoliereinrichtung untergebracht, bevor sie die Unterbringung der NASA erreichen.
NACH DEM MOND AUF WELTTOURNEE
Die Tragik der Drei: Sie durften nie wieder bei einer Apollo-Mission mitfliegen, denn so große Helden sollten keinem weiteren Risiko ausgesetzt werden.
VON ASTRONAUTEN ZU AMIGOS
Ende und Feedback
DER MOND WARTET
Das Apolloprogramm hatte viele Kritiker. Ihm wurden zu hohe Kosten und zu wenige Erkenntnise vorgeworfen. Bis zur Einstellung kostete es 24 Milliarden Dollar - aus heutiger Sicht wären das über 100 Milliarden Dollar - und beschäftigte insgesamt bis zu 400.000 Menschen.
MONDLANDUNG IST TEAMWORK
DIE "ROCKET GIRLS"
Die erste Programmiererin der NASA - Margaret Hamilton - hatte sich das Programmieren selbst beigebracht. Sie schrieb die On-Board-Software für den Hin- und Rückflug und die Landung auf dem Mond. Die Mathematikerin, der die Astronauten vertrauten, war Katherine Johnson. Die Afroamerikanerin war zu Beginn ihrer Tätigkeit Teil eines rein männlichen Flugforschungs-Teams.
Neben Hamilton und Johnson arbeiteten etliche Frauen im Hintergrund - sie alle haben entscheidend zum Erfolg der ersten Mondlandung beigetragen.
READY FOR FEEDBACK?
IMPRESSUM
Autorin:
Klaudija Schnödewind
Grafik und Design:
Kerstin Henninger
Marta Czernek
Bartolomeo Castagna
Martina Kronenberger
Musik:
Justus von der Handt
Schnitt:
Justus von der Handt
Illustration:
Torben Kuhlmann
Redaktion/Recherche:
Matthias Grimm
Christiane Thorn
Verena Man
Alexandra Müller-Schmieg
Nicole Bothof
Wissenschaftliche Beratung:
Dr.-Ing. Christian Gritzner
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V.
ZUR ENGLISCHEN VERSION DES SPECIALS / TO THE ENGLISH VERSION